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2007: Vereinsflucht

Aus dem Stadtmagazin 10/2007 - Seite 54

Vereinsflucht ist unter Jugendlichen kein seltenes Phänomen. Im zarten Alter von fünfzehn oder sechzehn verlässt der bis dato sportbegeisterte Nachwuchs den heimischen Bolzplatz, um in zwielichtigen Internetchatrooms oder verrauchten Discotheken sein Glück zu suchen. Und spätestens mit dem Einstieg ins Berufsleben ist es dann endgültig aus und vorbei mit dem einstigen Hobby. Oder etwa nicht? Jüngst verzeichnete eine Studie der Deutschen Sporthochschule Köln einen überraschenden Trend: In der Altersklasse der 55- bis 64-Jährigen liegen die Zuwächse bei den Sportaktiven bei rund 90%!

Für diese positive Entwicklung ist nicht nur der Rat vieler Ärzte, sondern auch ein gewandeltes Bewusstsein der Senioren ausschlaggebend. Neben den Vorteilen einer aktiven und gesunden Freizeitgestaltung lockt besonders die Aussicht auf eine Förderung sozialer Kontakte immer mehr ältere Menschen in die umliegenden Turnhallen und Schwimmbäder.

Schnupperangebote sind wichtig

»Wir haben den Grundstock, die großen Vereine und speziell ausgebildete Übungsleiter. Nun wollen wir die Vereine noch stärker motivieren, ihr vorhandenes Potential zu nutzen und die Zielgruppe der Senioren zu erschließen«, sagt Ulrich Romahn, 1. Vorsitzender des Stadtsportverbandes Castrop-Rauxel. Im Rahmen des ›Stadtforums für den Sport: Seniorensport‹, das der SSV am 23. Oktober im Ratssaal ausrichtet, sollen Vereine, Verbände und Politik für das Thema sensibilisiert werden. Ein Problem sehen Ulrich Romahn und Geschäftsführer Gerd Freiling in der Beschaffenheit vieler Vereine: »Die Vereine müssen ihre festen Strukturen aufgeben und ihr Angebot auf die Senioren einstellen. Sinnvoll sind z.B. Schnupperangebote, damit Interessierte sich nicht sofort fest binden müssen.«

Auch über die zur Verfügung stehenden Fördermittel soll informiert werden. So können mit dem vom SSV verwalteten Anteil der Sportpauschale jährlich Investitionen der Mitgliedsvereine (wie die Finanzierung von Sportstätten oder der Erwerb von Ausstattungsgegenständen) gefördert werden. »Da die Stadt Castrop-Rauxel als Konsolidierungsgemeinde keine freiwilligen Ausgaben leisten darf, hat sie mit uns einen einmaligen Vertrag geschlossen, nach welchem wir 30% der Investitionspauschale des Landes für die Stadt erhalten«, erläutert Gerd Freiling. Darüber hinaus gebe es Mittel im Landeshaushalt, die der Leiter des Referates des Landes bereits offeriert habe.

"Im Jahr 1994 war der Sport in Vergessenheit geraten"

Diese Freigebigkeit ist nicht ausschließlich ein Verdienst der Politik, sie ist auch der verdiente Lohn für den unermüdlichen Einsatz, den die ehrenamtlichen Vertreter von SSV und Vereinen in den letzten Jahren geleistet haben. »Im Jahr 1994 war der Sport in Vergessenheit geraten, doch es ist uns gelungen, das Thema wieder in den Blickpunkt zu rücken«, erzählt Ulrich Romahn. So habe man auf Initiative des SSV und der Vereine hin die Sanierung von zum Abriss frei gegebenen Bädern und anderen Sportstätten beschlossen. »Seit 1996 sind etwa 15 Millionen Euro in den Sport geflossen. Mir Fug und Recht können wir stolz drauf sein.«

»Dadurch wird das soziale Leben in der ganzen Stadt aufgewertet.«

Als nächstes plant der Verband, die Sportstätten im Norden der Stadt zu sanieren. Auch soll es den Vereinen in Zukunft ermöglicht werden, die öffentlichen Sportanlagen gebührenfrei zu nutzen. Zur Erstellung eines ›Sportstättenentwicklungskonzepts‹ wurde daher eine Arbeitsgruppe aus SSV, Stadtverwaltung, Politik und gemeinnützigen Trägern gebildet. »Wir streben ein Netzwerk von Gruppen an, in dem Sport eine maßgebliche Rolle spielt«, erklärt der Vorsitzende. »Dadurch wird das soziale Leben in der ganzen Stadt aufgewertet.«

Angebot für ältere Menschen öffnen

Viel wurde bereits intern geleistet. So gibt es Vereine, die Kindern aus sozial schwachen Familien eine Mitgliedschaft ermöglichen, obwohl diese die Beiträge oder die teure Ausstattung nicht finanzieren können. Doch dauerhaft werden die Vereine diese Last nicht alleine stemmen können. »Hier fordern wir Unterstützung. Aber wir appellieren auch an die Vereine, ihr Angebot für ältere Menschen zu öffnen. Das wäre für uns alle von Vorteil. Schließlich haben diese Menschen Lebenserfahrung und die Bereitschaft, sich zu engagieren. Sie sind es, die in den Vereinen fehlen!«

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